Geschichte der Juden
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Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
   
In Schornsheim lebten Juden spätestens seit dem 18. Jahrhundert. Zwischen 1713 und 1738 wohnten neun jüdische Familien am Ort. Jede Familie  hatte 3 Gulden Schutzgeld an die Ortsherrschaft zu bezahlen. Eine jüdische Gemeinde begann sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu organisieren. 
     
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1807 7 jüdische Familien, 1828 67 jüdische Einwohner, 1861 103  (8,4 % von insgesamt 1.219 Einwohnern), 1880 103 (9,3 % von 1.170), 1900 62 (5,5 % von 1.128), 1910 42 (3,7 % von 1.122). Zur jüdischen
Gemeinde Schornsheim gehörten auch die in Gabsheim und Undenheim lebenden jüdischen Personen.      
   
1900 waren die Gemeindevorsteher Jakob Löwenstein (bereits mindestens seit 1877), Julius Michel (Michl) und Joseph Baum. 
      
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad und einen
Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Die Stelle war häufig neu zu besetzen (siehe Ausschreibungen unten). Unter den Lehrern sind bekannt: Jacob Gottschall (Anfang der 1860er-Jahre, siehe Bericht unten), Lehrer Eisenberger (der sich in den 1890er-Jahren unter Vorstand Jakob Löwenstein für die Renovierung der Mikwe und der Synagoge engagierte, siehe Bericht unten) und Otto Grünebaum aus Partenheim, der es freilich nur wenige Monate am Ort aushielt (siehe Anzeigen unten). Die Gemeinde war dem Bezirksrabbinat in Alzey zugeteilt.      
     
Eine besondere Rolle spielten in der jüdischen Gemeinde und am Ort Mitglieder der Familie Löwenstein. Jakob Löwenstein wurde bereits als langjähriger Gemeindevorsteher in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts genannt. Seine Brüder stifteten bei ihrer Auswanderung (in den 1880er-Jahren ?) nach den USA (Tennessee) einen größeren Betrag für die Renovierung der Synagoge (siehe Bericht unten), aber auch für die Glocken der evangelischen Kirche. Nach dem Ersten Weltkrieg war Eugen Löwenstein stellvertretender Bürgermeister, sein Vater Hermann Löwenstein III. war damals Leiter des Versorgungsamtes. Eugen Löwenstein ermöglichte durch Sammlungen, Konzerte usw. die Errichtung eines Kriegerdenkmals. Er selbst war mit 17 Jahren Kriegsfreiwilliger, wurde schwer verwundet und mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.  
 
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Emil Michel (geb. 23.9.1887 in Schornsheim, gef. 23.10.1918) und Hermann Strauß (geb. 24.6.1899 in Schornsheim, gef. 28.5.1918). Außerdem ist gefallen: Adolf Michel (geb. 27.6.1887 in Schornsheim, vor 1914 in Albersweiler wohnhaft,  gef. 17.3.1915).  
   
1919 war Bruno Michel Mitglied des Gemeinderates.  
   
Um 1924, als noch 36 jüdische Personen in Schornsheim lebten (3,0 % von insgesamt 1.210 Einwohnern, dazu drei Personen aus Gabsheim), war Gemeindevorsteher Leopold Strauß. Als Schochet war Martin Löwenstein tätig.    
     
1933 wurden noch 28 jüdische Einwohner gezählt. In den folgenden Jahren sind die meisten von Ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien von Ort verzogen oder ausgewandert. Die jüdische Gemeinde selbst ist bereits  Anfang 1933 unter ihrem letzten Gemeindevorsteher Hermann Löwenstein aufgelöst worden. Dieser konnte im Jahr 1938 noch nach Amerika auswandern.            1939 wurden noch zwei jüdische Einwohner gezählt, Ende 1940 noch eine Person. 
      

Von den in Schornsheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach         den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Johanna Aron geb. Löwenstein (1867), Bruno Baum (1883), Emma Baum (1875), Henriette (Henny) Baum (1878), Julius Baum (1887), Otto Baum (1879), Rosalie Hirsch geb. Löwenstein (geb. 1865), Lotte Koch (1928), Rosa Koch geb. Straus (1896), Ruth Koch (1926), Irene Löwenstein (), Nelly Mayer geb. Michel (1886), Bruno Michel (879), Albert Michel (1876), Bruno Michel (1879), Emilie Michel geb. Mayer (1891), Julius Michel (1914), Irene Mayer geb. Löwenstein (1919), Nelly Mayer geb. Michel (1886), Karoline Rheinstein geb. Braun (1877), Sara Straus geb. Löwenstein (1866), Selma Strauss (1901), Erna Welker geb. Kahn (1898).
  
Aus Gabsheim ist umgekommen: Elisabetha Kahn (geb. 1876 in Gabsheim, später in Mainz).  
Über die aus Undenheim umgekommenen Personen siehe auf der Seite zu Undenheim.  
 
Im Gedenkbuch des Bundesarchivs wird auch eine in Udenheim geborene Person aufgeführt, die nach der Deportation umgekommen ist: Katharina Edinger geb. Kahn (geb. 1874 in Udenheim, später in Mainz). Weitere Informationen zu einer in Udenheim lebenden Familie Kahn liegen noch nicht vor.     
   

Fotos 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 3.8.2005)  http://www.alemannia-judaica.de/schornsheim_synagoge.htm

 Schornsheim Friedhof 110.jpg (89172 Byte)    Schornsheim Friedhof 109.jpg (85626 Byte)       Schornsheim Friedhof 108.jpg (94083 Byte)          Schornsheim Friedhof 107.jpg (85104 Byte)

Jüdischer Friedhof Schornsheim

Ansichten des jüdischen Friedhofes in Schornsheim; auf den Fotos Mitte und rechts ist hinter den Gräbern der noch erhaltene Teil der Umfassungsmauer zu sehen.  

 Lage des Friedhofes    
  
Im Weikert, neben dem kommunalen Friedhof.

 Zur Geschichte des Friedhofes 

Der jüdische Friedhof wurde in Schornsheim 1852/53 angelegt. Zuvor wurden die Toten der Gemeinde in Sörgenloch beigesetzt. Die Friedhofsfläche umfasst 11,38 ar. Auch aus Undenheim und Gabsheim wurden die Toten ihre Gemeinde auf dem Schornsheimer Friedhof beigesetzt. 
      

Lage der ehemaligen Synagoge in Schornsheim      

Schornsheim Synagoge 0200.jpg (105120 Byte)

Die Synagoge stand in der Hölzerstrasse 3: im vorderen Gebäude war einst die Schule, im Hinterhof war über mehrere Treppen die Synagoge zu   erreichen (gelber Pfeil auf dem Bild). Beide Gebäude wurden abgerissen, da sie zerfallen waren, vorne wurde ein Wohnhaus errichtet, im Hinterhof  einen Schuppen. Das Anwesen hat inzwischen mehrfach den Besitzer gewechselt. Eine Hinweis- oder Gedenktafel ist nicht vorhanden. Aus Erzählungen älterer Personen ist noch bekannt, dass in Schornsheim viele jüdische Geschäftsleute lebten, auf dem gleichen Bild ist im Vordergrund (blauer Pfeil) ein altes Gebäude zu sehen, darin wohnte beispielsweise ein jüdischer Viehhändler. Er ist nach Amerika emigriert. Das Haus war früher mit zwei gusseisernen Pferdeköpfen geschmückt. 

Nachdem bis Anfang der 1930er-Jahre die Zahl der jüdischen Einwohner soweit zurückgegangen war, dass kein regelmäßiger Gottesdienst mehr abgehalten werden konnte, wurde das Synagogengebäude Anfang Februar 1933 durch den letzten Gemeindevorsitzenden Hermann Löwenstein an die Ortsgemeinde verkauft; die Gemeinde wurde aufgelöst.  
   
1965
wurde das Gebäude abgebrochen.  
   

 Mai 2012: Neuerscheinung  

Der Köngernheimer Heimatforscher Walter Schwamb hält z. Zt. in den Gemeinden Köngernheim und Umgebung Vorträge ab und stellt dabei sein Buch vor. Unterstützt wird er dabei durch die Ev. Kirche und Kat. Kirche sowie den Bürgermeistern.

Die jüdischen Bewohner der Selztalgemeinden: Hahnheim, Selzen, Friesenheim, Undenheim, Dahlheim, Mommenheim und ihrer Nachbardörfer Schornsheim und Udenheim. In diesem Buch wird über die jüdischen Bewohner in den Gemeinden und ihre Schicksale berichtet; ebenso ist eine komplette Namensliste und Ahnentafel enthalten. 


Buchbestellung:

Walter Schwamb, Oppenheimer Straße 32, 55278 Köngernheim, Tel. 06737-511  

E-Mail: schwamb.w@t-online.de

 

Stolpersteine

In viele betroffenen Gemeinden werden z. Zt. sogenannte Stolpersteine verlegt.

So berichtete mir Dr.Hahn

Ich war bereits bei vielen Verlegungen dabei und bin ein immer größerer Freund dieser Aktionen geworden. Vor kurzem war in der Nachbargemeinde von Plochingen, in Wernau, die Verlegung eines Stolpersteines für ein "Euthanasie"-Opfer, auch sehr eindrücklich mit großem Engagement der Schüler und der Stadt Wernau und den Angehörigen, die noch im selben Haus wohnen. Ich habe ein paar Fotos eingestellt auf meiner facebook-Seite  

http://www.facebook.com/media/set/?set=a.399651626720899.104429.100000281957375&type=3&l=99b3711470

 

Quelle

 Mit freundlicher Genehmigung Dr.Hahn

 http://www.alemannia-judaica.de/schornsheim_synagoge.htm