UDENHEIM (red) Der ursprünglich dreiarmige gusseiserne
Wegweiser in Höhe der Bergkirche
in Udenheim ist nach Jahren der Zerstörung und zuletzt
gänzlicher Abwesenheit als Neuguss wiedererstanden.
Seitdem zeigt sich der Erfolg der vielen persönlichen
Bemühungen, die Spuren des Vandalismus zu tilgen
und ein seit 1984 geschütztes Denkmal aus großherzoglicher
Zeit wieder zu beleben. Mit dem Bürgerwillen,
dem Erlös aus einem Fest und mit Spenden als Pfund konnte
die renommierte Eisengießerei Heger in
Enkenbach/Pfalz angesprochen und für das Vorhaben
interessiert werden.
Die Firma sagte zu, den Neuguss vorzunehmen. Der vorhandene
Torso diente als Grundmodell.
Erforderliche Zuarbeiten wie die Rekonstruktion des
ursprünglichen Palmenkapitells oder der mit gotischer
Schrift versehenen Wegweiserschilder konnten dank
persönlicher Einzelleistungen oder durch die Vorarbeit
von Gruppen erbracht werden. Schließlich waren noch, bevor
alles in die endgültige Form gehen konnte,
die Belange des Denkmalschutz zu wahren.
Das Anliegen, dem Neuguss einen würdigeren Standort am
Straßenrand zu verschaffen - so Bürgermeisterin
Ruthilde Breyer - hat das Straßen- und Verkehrsamt
aufgegriffen und dank der Grundstücksnachbarin die
notwendige
Flächenerweiterung bereitstellen können. Das Amt übernahm
auch über die Straßenmeisterei
Mainz wesentliche Leistungen bei der Verankerung des
Heimkehrers am neuen Platz. Nun soll dem Neuguss
den Schlussanstrich gegeben und der Platz drumherum
gestaltet werden. Mit einem Fest am Samstag,
28. August, 17 Uhr, soll dann das Werk gebührend gewürdigt
werden.
Einer hat die einzelnen Schritte des Vorhabens begleitet und
noch Zeit gefunden, Näheres zur Geschichte
des Udenheimer Wegweisers zu erfahren: der Udenheimer Gregor
Heinz. Er hat Geländekarten von 1902,
dem Zeitraum der Entstehung des Wegweisers und vor den
späteren Flurbereinigungen besorgt.
Diese weisen ausgeprägte Ortsverbindungswege zwischen
Ober-Saulheim/Udenheim und der Kreisstadt
Oppenheim und entsprechende Wegweiser aus. Damals gab es
dort etwa neben den Wochenmärkten drei
Mal im Jahr Kram- und Viehmärkte sowie die
Bartholomäus-Wallfahrt vor Palmsonntag.
Die großherzoglichen Behörden haben die Notwendigkeit eines
Wegeleitsystems erkannt und großen Wert
auf die Anordnung und die Pflege der Wegweiser im Wegenetz
der Provinz Rheinhessen durch die
Gemeinden gelegt. Dies belegt ein Schriftwechsel von 1854
zwischen der Gemeinde Udenheim und dem
damaligen Kreisamt Oppenheim. Demnach sollten drei neue
Wegweiser bestellt und ein alter repariert werden.
Eine Bestelladresse war seinerzeit die Eisengießerei
Gebrüder Roeder in Darmstadt.
Diese hatte sich auch mit gusseisernen Herden einen Namen
gemacht. Die Firma existiert nicht mehr.
Gleiches trifft auch auf die Udenheimer Gemeindeakten bis
1961 zu. Letzte Gewissheit gibt es erst,
wenn die Bauakte gefunden werden kann.