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                                 Das ehemalige Wappen                                        Das neue Wappen

                            der Gemeinde Schornsheim                                               von Schornsheim

                                                                                                                     seit 1980

Der Name Schornsheim

Der Name Schornsheim, 782 Scoronishaim, 815 Scornesheim, ca. 836 Scoranesheim, ca.1230 Schornesheym, ca.1520 Schornsheim

ist mit dem Grundwort -heim gebildet wie die meisten rheinhessischen Ortsnamen. Sein Bestimmungswort stellt jedoch eine

Besonderheit dar. Es ist kein traditioneller germanischer Personenname oder ein Wort für eine naturräumliche Gegebenheit,

sondern eine Standesbezeichnung und erst im übertragenen Sinn ein Personenname. Scoran ( der Geschorene, von der Tonsur

herrührend ) ist ein Wort für Priester oder Mönch und wurde als Name solchen Knaben gegeben, die für den geistlichen Stand

bestimmt waren. Die Tonsur hatte seit langem als Zeichen geistlichen Standes gegolten. Ein Geistlicher dieser Zeit hat wohl

Schornsheim seinen Namen gegeben. Es ist anzunehmen, dass eine oder mehrere fränkische Siedlungen im Bereich der späteren

Gemarkung Schornsheim bereits bestanden, und der unbekannte Priester oder Mönch seinen Namen dem Dorf erst nachträglich gab,

nachdem er sich hier niedergelassen hatte, eine Kirche und vielleicht schon ein Kloster gegründet hatte.

In der Urkunde Karls des Großen vom 28.Juli 782 nennt der König die Kirche und den Fiskus von Schornsheim sein Eigentum.

Als Fiskus bezeichnete man damals die Gesamtheit des königlichen Vermögens oder eine Untereinheit davon.

Wie der Herrscher ihn erworben hat, wissen wir nicht. Jedenfalls ist er der Besitznachfolger jenes Scoran, der einst die Kirche

gegründet hatte.

Urkunde über die Schenkung Karls des Großen an die hl. Lioba vom 28. Juli 782

 

Die hl. Lioba

Karl der Große gab die Kirche des Fiskus Schornsheim mit ihrer Ausstattung (auch mit Grund und Boden) zunächst als beneficium,

d.h. in diesem Fall zur unentgeltlichen Nutzung, an die hl. Lioba. Lioba, mit angelsächsischem Namen eigentlich Leofgyth, war in

England in den Klöstern Minister auf der Insel Thanet in Kent und Wimborne in Dorset erzogen worden. Sie hatte nach angel -

sächsischem Brauch als Frau eine sprachliche und theologische Ausbildung erhalten, welche der eines Mannes völlig gleichkam.

Sie war eine Verwandte des hl. Bonifatius und er bewahrte ihr immer eine besondere Zuneigung. Deshalb fand Bonifatius der am

fränkischem Klerus Roheit und Ungebildetheit auszusetzen hatte, die nach seiner Ansicht Reste heidnischen Aberglaubens waren,

durch eine bessere Ausbildung in den Klöstern Abhilfe zu schaffen. Lioba war für ein solches Programm bestens geeignet, sie richtete

in Tauberbischofsheim in einem Hofgut ein Kloster ein, das bald eine Art Hochschule für Nonnen wurde. Lioba lebte aber nicht

ausschließlich im Konvent an der Tauber, sondern unternahm regelmäßig Visitationsreisen in andere Frauenklöster die ihr

unterstellt waren. Erst im Alter zog sie sich nach Schornsheim in das Kloster zurück, das sie als Alterssitz auserwählt hatte und

starb dort am 28. September 782. Bis heute wird die hl. Lioba noch in Schornsheim verehrt, die kath. Kirche ist nach ihrem Namen

benannt und auf dem Dorfplatz wurde ein Brunnen erbaut, in dessen Mittelpunkt die hl. Lioba steht.

                                

Federzeichnung nach einem Gemälde in der kath. Kirche

 

Geschichte der Ganerbschaft Schornsheim

Die Landschaft zwischen Rhein, Nahe und Donnersberg, das heutige Rheinhessen, bildete vor den Umwälzungen am Ende des

18. Jahrhunderts und der territorialen Neuordnung am Anfang des 19. Jahrhunderts keine staatliche Einheit. Kurpfälzische und

kurmainzische, wild- und rheingräfische, nassauische und ritterschaftliche Rechte überschnitten sich in diesem Gebiet.

Wenn auch Kurpfalz sich als die bedeutendste Macht in diesem Bereich darzustellen vermochte, so war es ihr ebensowenig wie

Kurmainz gelungen, einen geschlossenen Herrschaftsbereich zu schaffen. Sehr oft wechselte der Ortsherr von einem Ort

zum anderen und nicht wenig hatten mehrere Herrschaften gleichzeitig Besitzrechte. Die zum Kanton Oberrhein inkorporierten

vier Ganerbschaften Bechtolsheim, Mommenheim, Nieder-Saulheim und Schornsheim bildeten im Hinblick auf ihre geographische

Lage das Rückgrad des reichritterschaftlichen Besitzes in der Pufferzone zwischen den beiden rivalisierenden Territorien Kurpfalz

und Kurmainz

 

Was ist eine Ganerbschaft ?

Die Begriffe ,,Ganerbschaft" und ,,Ganerbe" sind in unserer Zeit ziemlich fremd geworden. So bedeutet das Wort ,,Ganerbe",

der mit anderen einen Besitz erbte, der durch gewisse verwandtschaftliche Beziehungen ein Anrecht auf die Erbschaft hatte,

also vorausbestimmter Erbe war. Die Ganerbschaft ist ein typisches Gemeinschaftsverhätnis des mittelalterlichen deutschen

 Rechtslebens.

Schornsheim und die Schneider

Schornsheim ist ein Dorf, das hinsichtlich seines Wohlstandes und der Erwerbstätigkeit seiner Bewohner mit vielen anderen

Dörfern vergleichbar ist. Das war nicht immer so. Noch vor Hundert Jahren war Schornsheim als Schneiderdorf bekannt,

es gab über 130 Schneider, ganze Familien lebten von der Heimschneiderei, sie nähten für Fabriken in Mainz, Worms und Darmstadt.

Jeder Schneider hatte sich auf sein Spezialgebiet eingearbeitet, so gab es nur Schneider die Hosen anfertigten und andere wiederum

nur Jacken. Einmal in der Woche wurden die fertigen Kleidungsstücke dann in der Fabrik abgeliefert. Die Schneider wohnten meist in

kleinen einstöckigen Lehmhäusern mit zwei, drei, zuweilen auch nur einem Fenster zur Straßenseite, denn es wurde damals eine

Fenstersteuer erhoben. Das frühere Wohnzimmer der Schneider war ihre Werkstatt, darin standen mehrere Nähmaschinen und ein

großer Schneidertisch. Vater, Mutter, Töchter und Söhne arbeiteten bis in die Nacht, damit sie sich durch Ihre Arbeit ernähren konnten,

denn als Schneider verdienten sie sehr wenig Geld. Wie viele Röcke, Hosen, Westen müssen aus der Werkstatt hinauswandern,

bis der Schornsheimer Heimarbeiter sich seines freien Eigentums an Haus und Grundstück erfreuen kann.

Viele hatten noch ein Stück Feld auf dem sie Kartoffeln und Getreide anpflanzten, zu Hause hatten sie im Stall ein Schwein, dass dann

wenn es groß war geschlachtet wurde, oder eine Ziege für ihre Milch die sogenannte Schneiderkuh. Da aber die Fabriken

rationalisierten und somit billiger arbeiten konnten gab es für die Schneider immer weniger Arbeit, also mussten sie sich

notgedrungen neue Arbeitsplätze suchen. Viele gingen dann in die Industriewerke nach Mainz oder nach Rüsselsheim in die Opelwerke

arbeiten, wo sie viel mehr verdienten und somit sich etwas Luxus erwarben. Heute gibt es im ganzen Dorf keine aktiven Schneider

mehr, der Beruf ist somit ausgestorben. Wenn man aber durch die Straßen geht, besonders in der Karl-Marxstr. so findet man noch

ein paar typische Schneiderhäuser.  mehr

 

Schornsheim im 18. und 19. Jahrhundert

Ein paar Auszüge aus den Gemeindebüchern, die mir besonders aufgefallen sind.

Der oberste Mann im Dorf war der Schultheiß. Er hatte in etwa die Aufgabe eines späteren Bürgermeisters zu erfüllen.

Ihnen standen die Viertelmeister und das Gericht zur Seite, in etwa mit den heutigen Gemeinderäten zu vergleichen.

Ihre Vorgesetzten waren die im Dorf nicht ansässigen Amtsmänner, die bei Streitigkeiten, Gerichtsverhandlungen oder

zu Tagungen nach Schornsheim kamen.

 

Feldmesser

1713 wurde mit ihnen abgerechnet, weil sie den Flutgraben abgemessen hatten. 1717 wurden sie beauftragt, ,,ins Thal zu gehen,

wenn das Wetter gut ist, um die Grenzsteine zu untersuchen und in den richtigen Stand zu setzen.

 

Armengeld

Wir hören auch 1715, daß der Rechner Lorenz Tautphäus Tuchgeld einnahm. Gewisse Äcker in der Gemarkung waren mit diesem

sogn. Tuchgeld belastet. Mit diesen Geldern bekamen, wie schon das Wort sagt, die Ortsarmen Kleider gekauft.

 

Juden in Schornsheim

Zwischen 1713 und 1738 wohnten 9 Judenfamilien im Ort. Jede Familie mußte 3 fl Judenschutzgeld bezahlen.

Unter Judenschutzgeld verstand man eine den Juden auferlegte Sondersteuer. Nach der Bezahlung dieses Geldes waren sie

berechtigt, ungehindert in dem Dorf zu wohnen und ihren Geschäften nachzugehen. Manche Juden waren Händler, andere Metzger.

 

Die Nachtwächter

In früheren Jahren war der Beruf des Nachtwächters ein wichtiger.

Ihr Dienst war folgendermaßen 1712 festgelegt:

,,Sie haben zu blasen 1. gegen Herrn Schultheißen Haus, 2. an der Schmitt Brück, 3. an Nikolaus Kneips Haus, 4. an Jakobs Dielen

Haus, 5. am Pfarrhaus, 6. am Pfaffenwälder Brunnen. Hierbei sollen die Nachtwächter an einem jeden Posten, wo sie abblasen,

allemal die Stundt mit ansingen, wieviel die Uhr geschlagen, anmelden."

 

Tagewächter ( ich war nicht betrunken als ich den Text schrieb )

Ein solcher wurde 1725 eingestellt. Dazu heißt es ,,Von der gesamten Gemeinde wurde es für ratsam erachtet, dass ein Tagewächter,

welcher den ganzen Tag in orth mit einem tragenden Spies herumb gehen solle undt waß an fremden Bettlern herein kombt, sogleich

ab und forth zu weisen, so würde es auch in den umliegenden Orten geschehen. Der Tagewächter soll von jedem ,,Gemeinsmann"

ein Brot und von der Gemeinde ein Paar Schuhe als Lohn bekommen.

 

Schweinehirt

 1713 wird Nikolaus Lademann zum Schweinehirten angenommen. Er bekommt als Lohn ,,7 Malter Korn und von jedem,

der Schweine treibt, einen Laib brot, und soll der selbe die Schweine treiben wenn das Wetter gut ist." 1722 bekommt der neue

Schweinehirt von jedem Schwein, ,,so getrieben" 1/4 Brot. Er muß die Schweine hüten, solange man sie ihm ,,zutreibt ".

 

Feuerläufer

1722 wurden 6 Männer als Feuerläufer angenommen. Einer von ihnen war ihr Hauptmann. Sie hatten, wenn irgendwo ein Feuer

ausbrach, bis drei Stunden von hier nach dem Feuer zu laufen, um dort zu helfen. Sie hatten aber von keinem Brand fortzugehen,

bevor sie nicht ein Attest über ihre Bemühungen bekommen hatten. Jeder hatte seinen Ledereimer mitzunehmen.

Wenn sie zurückkamen, sollen sie von der Gemeinde 2 Maß Wein und jeder für einen Albus Weck bekommen. 1731 heißt es: ,,sie

sollen dem Feuer nachgehen bis an den Rhein oder vier Stunds wegs weit und dann zurückbringen ein Attest, dann sollen sie von der

Gemeinde haben 1 Viertel Wein und vor ein alb. Weck und Volpert Sandmann soll Feuerhauptmann sein".

 

1840

Der ev. Pfarrer Pfeiffer erklärt, daß seine Gemeinde die Kirchliche Trennung von der kath. Gemeinde und die Erbauung einer

ev. Kirche ,,längstens und sehnsüchtigst " gewünscht habe.

Die Vernichtung von Mäusen, Hamstern und Wespen wird wieder bezahlt.

 

1848

Ludwig H., gebürtig und wohnhaft in Schornsheim, hat sich als Ortsbürger eintragen lassen und das Feuereimergeld bezahlt.

Wegen seiner beabsichtigten Verehelichung legt der Rat Einspruch ein, weil der Genannte keinerlei Vermögen hat, weder ein

Gewerbe ausübt, noch in der Landwirtschaft ,,eifrig" ist, und über die Vermögensverhältnisse der Frau nichts bekannt ist.

 ,,Man kann annehmen, daß derselbe diese Weibsperson mit ihren zwei unehelichen Kindern nicht ernähren kann, viel weniger,

wenn sich diese Familie noch vermehren sollte".

 

1850

Zum Bau der ev. Kirche will man keine Steine aus dem Flonheimer Steinbrüchen verwenden, weil für diese Steine Chausseegeld

bezahlt werden muß. Man will die Steine aus den Oppenheimer Brüchen beziehen, da die Steine von dort von diesem Geld befreit sind.

 

1856

Die Hühner und Gänse werden wieder von Ludwig Höhler mit seiner Schwester zum Lohn von 30fl gehütet. Dazu bekommt er noch,

wie üblich, 1 Pfd. Brot von dem Besitzer einer jeden Gans. Die Weinbergsschützen müssen jetzt jeden Tag gehen.

Der Lohn beträgt für jeden pro Tag 24 xr.

 

1857

Philipp Geogi will zu seinem Sohn nach Zürich reisen, weil er dort bessere Kost und Pflege als in Schornsheim hat.

Die Gemeinde ist bereit, ihm Geld für Kleidungsstücke und für die fahrt zu geben. Sie verlangt aber als Sicherheit, daß das Reisegeld

erst auf dem Bahnhof ausgezahlt wird, von dem aus er die Reise antritt. Sein Sohn ist Spengler in Zürich.

Der Rat beschließt, daß am 23. Juni die Wiesen geöffnet werden. Das Gras soll sofort gemäht und abgefahren werden.

Der Rat legt Wiederspruch gegen die Verehelichung des Ortsbürgers Mathias Z. mit der Maria Chatharina J. aus Wörrstadt ein.

,,Z. genießt einen üblen Ruf und hat mit einer Person aus dem Herzogthum Nassau einen unsittlichen Wandel geführt und hat Kinder

mit derselben erzeugt. Er ist ein Gotteslästerer und dem Trunke ergeben. Seine Verlobte besitzt auch einen leichtfertigen Charakter

und habe schon mit einer anderen Person zwei uneheliche Kinder gezeugt."

 

1858

Es soll dem Großherzog ein Geschenk zur Silberhochzeit gemacht werden.

Ein Ratsmitglied stimmt zu. Alle übrigen Gemeinderatsmitglieder lehnen jedes Geschenk ab. Sie erklären, die Gemeinde sei durch

den Chausseebau, die Beschaffung zweier Feuerspritzen sowie andere Ausgaben so mitgenommen, daß sie auf die kleinsten

Ersparnisse bedacht sein müsse. Die Ablehnung solle keine Abneigung bedeuten.

Im November berät man nochmals über das Geschenk an den Großherzog. ,,Es sei unwürdig", heißt es, ,,wenn sich die Gemeinde

Schornsheim von dem erhabenen Feste ausschließen wolle". Man will 25 fl geben, das Geschenk soll durch eine Sammlung

aufgebracht werden.

 

1859

Der Rat lehnt eine vorzeitige Heirat des Carl. L. Bißmann,z.Zt. in Neuchätel wohnhaft, ab. ,,Wenn auch Petent ( Bittsteller ) zur

Zeit einen guten Verdienst hat, aber die Verheiratung vor seinem 25. Lebensjahr versterben sollte, so könnte die im Ausland

geborene Frau und etwaige Kinder der Gemeinde Schornsheim zur Last fallen. Er möge abwarten, bis er das gesetzlich

vorgeschriebene Alter habe.

 

1860

Steine zum Ausbessern der Wege sollen in der Menge von 9 Klaftern angekauft werden. Die Steine sollen durch Feldstrafschuldner

geklopft werden. Ihr Lohn soll von der Schuld abgezogen werden.

,,Die als zahlungsunfähig erkannten ,Sträflinge' haben sich aber durch Fristgesuche und sonstige Ausflüchte dieser Arbeit bisher zu

entziehen gesucht".

J.L.H. bittet um Unterstützung aus der Gemeindekasse. Der Rat meint:

,,Rubrikat ist ein kräftiger Mann von 37 Jahren, der von Jugend an sich ans Betteln gewöhnte. Er nennt sich Tagelöhner, will aber für

niemanden arbeiten und beschäftigt sich bloß mit Pferdekotsammeln auf den Straßen, wo er den Faulenzer machen kann.

Er könnte das ganze Jahr über Arbeit haben durch Feldarbeit und im Winter durch Fruchtdreschen. Dieses Jahr ist ihm das Gänsehüten

angeboten worden, wofür er von Mai bis November 40 fl und für jede Gans ein Pfund Brot hätte verdienen können, was er auch nicht

angenommen hat. Seine Frau, 36 Jahre alt, stark und gesund, ist ebenso arbeitsscheu, selbst in der Ernte nehmen diese erzfaulen

Menschen keinen Fruchtschnitt an. Hierüber ist die ganze Gemeinde aufgebracht und gibt nichts mehr.

Der Polizeidiener hat den Auftrag, das Betteln zu stören. Wäre es den Eheleuten weiter erlaubt, so hätten sie fortwährend ohne

Nahrungssorgen leben können. Solche Leute sind nicht würdig, unterstützt zu werden."

In Undenheim soll eine Poststation errichtet werden. Schornsheim hält aber den Verbleib bei Wörrstadt für vorteilhafter wegen des

dortigen Friedensgerichts und des dortigen Steuerkommissariats.

Die Gemeinde kündigt dem Ph. M. die Stelle als Gänsehirt, ,,weil er sich gar nicht mit dem Gänsehüten befaßt, seine Frau nur selten.

Die Gänse würden aus dem Ort nur selten auf das Feld getrieben und seinen schulpflichtigen Kindern überlassen, welche die Gänse

in der Gemarkung nach Willkür umher laufen ließen, auch die Gänse zu frühzeitig wieder ins Ort trieben und dabei noch manche Gänse

auf dem Feld ließen. Um nun ferneren Schaden an den besamten Feldern zu verhüten, wird er als Gänsehirt entlassen."

 

1861

Nach dem Vertrag der großherzoglichen Regierung mit der Thurn und Taxisschen Postverwaltung erklärt der Rat: ,,Die Gemeinde will

auf einen sechsmaligen Botengang verzichten und nur den Bringerlohn für das Regierungsblatt bezahlen."

Die Gemeinde braucht keinen Briefkasten anzuschaffen.

Da bereits zwei Fruchthändler in Schornsheim ansässig sind, hält der Rat einen weiteren nicht für notwendig.

 

1862

Da die Sperlinge sich sehr vermehrt haben und großen Schaden im Felde anrichten, muß jeder Bürger nach seiner Personalsteuer

2 bis 6 Sperlinge abliefern. Da die Lapinsplage (Kaninchenplage) in der Gemarkung überhand nimmt, soll ein Mann aus Bechtheim,

der ein Frettchen besitzt, helfen. Der Erlös für die Lapins soll in die Gemeindekasse fließen.

 

1863

Diejenigen, die in der Gemarkung Schornsheim Lapins töten oder vorzeigen, sollen pro Stück 6 xr aus der Gemeindekasse erhalten.

Weiter beschließt der Rat, daß die überhandgenommenen Kornhamster auch vertilgt werden müssen. Für jeden getöteten und

abgelieferten Hamster will man 3 xr bezahlen.

Anmerkung: Noch 1950 - 1960 wurden die Hamster gefangen und pro Stück gab es 1,80 DM, heute sind sie so gut wie ausgestorben,

ich habe schon seit Jahren keinen mehr gesehen.

 

1870

Der im Pfaffenwald stehende Brunnen liefert den dortigen Bewohnern kein hinreichendes Wasser für ihre Haushaltungen und ihr Vieh.

Zur Zeit ist große Not an Wasser in Schornsheim. Der Rat stellt im August fest, daß ein neuer Brunnen vor dem Heyertor nicht gebaut

zu werden braucht, da es lange und ausdauernd geregnet habe.

Am 30. Juli 1870 lieferte Jakob Tautphäus ein Pferd und einen Wagen für eine Kriegsfuhr nach Frankreich. Philipp Ebling stellte ein

zweites Pferd. Beide stellten noch zusätzlich einen zweiten Mann. Am 28. September kam der eine Mann mit seinem Fuhrwerk und

einem fremden Pferd zurück. Nach Aussage des Rückkehrers sollen sein Gefährte und dessen Pferd in Frankreich umgekommen sein.

Am 8. Oktober beschwerte sich der der Gemeinderat über den Polizeidiener. Er sei dem Trunke ergeben und versähe seinen Dienst

schon seit Jahren nachlässig. Auch wären manche nächtlichen Ruhestörungen nicht vorgekommen, wenn er die Runde im Ort gemacht

hätte. Weiter hätte er versäumt, jeden Abend zusätzlich zu den diensttuenden Sicherheitswachen weitere Bürger zu bestellen,

da der nächtliche Feldfrevel überhand nähme. Der Polizeidiener soll entlassen werden, zumal er noch seinen Säbel und das Dienstbuch

dem Bürgermeister in das Wohnzimmer geworfen hätte. Um die Stelle des entlassenen Polizeidieners bewerben sich 5 Personen.

Sein Gehalt beträgt 40 fl. Der Polizeidiener muß noch als Gerichtsdiener und als Feldschütz für die nächste Umgebung des Ortes tätig sein.

Die Gemeinde muß ein Kapital von 1.500 fl. aufnehmen, um die nach Frankreich gefahrenen Schornsheimer entschädigen zu können.

Am 18. Oktober wird vom Ausbruch des Typhus berichtet.

 

1871

Der Gemeinderat glaubt, daß ,,die zu keinem Resultat geführte Untersuchung von Brunnenwasser bezüglich der Krankheit hätte

gespart werden können, da nichts festgestellt werden konnte".

 

1880

Der Polizeidiener wird entlassen, da er an manchen Tagen nicht im Ort zu sehen ist, so daß ,,bei überhandnehmenden Bettel die

Vagabunden ungestört den Bettel betreiben können. Seine sonstigen Funktionen hat er auch sehr vernachlässigt.

 

1881

Es wird ein neuer Wasenmeister eingestellt. Er bekommt für das Abledern und Verscharren eines Stückes Großvieh 1,50 bis 2,00 Mark

Für ein Fohlen, Kalb oder Schwein 50 Pfennig. Das Großvieh muß angeliefert werden. Das andere Vieh hat der Wasenmeister zu holen.

 

1897

In Schornsheim werden Tagelöhne ( keine Stundenlöhne ) festgesetzt.

Sie betragen:

für erwachsene Arbeiter 1 Mark 80 Pfennig

für erwachsene Arbeiterinnen 1 Mark 20 Pfennig

für jugendliche Arbeiter 1 Mark 20 Pfennig

für jugendliche Arbeiterinnen 80 Pfennig

Die Gemeinde will das freie Herumlaufen der Gänse an Sonn- und Feiertagen verbieten.

 

1903

Auf Verfügung des Kreisamtes beschließt der Rat, die alte Effe ( Ulme ), den sogenannten Heyerbaum unter Denkmalschutz zu stellen.

Quelle : Ausschnitte aus der Chronik von Schornsheim

1200 Jahre Schornsheim 782-1982

 

Anekdoten aus Schornsheim

Gaaßböck

Pulver

Sülzebrieh

Gaaßböck

Gaaßböck ist der Berufsname der Schneider. Diese waren, nach den Leinenwebern, vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die

50er Jahre des 20.Jahrhunderts in dem kleinen Ort in verhältnismäßig großer Zahl ansässig. Die Besonderheit im bäuerlichen

Rheinhessen trug Schornsheim den Beinamen ,,Schneiderdorf " ein. Die Heimschneiderei entwickelte sich nach dem Krieg 1870 /1871,

gefördert durch die allmähliche Verbreitung der Nähmaschine und weil die Gemeinde ein gutes Stück von der nächsten Bahnstation

entfernt lag, die Zugang zu Arbeitsplätzen in Mainz eröffnete. Bis zu 140 Einwohner, Schneidergesellen eingeschlossen, ernährten

sich von diesem dörflichen Erwerbszweig.Die Familienangehörigen halfen mit. Oft hatte man noch Nebenberufe, auch landwirt-

schaftlicher Art. Die Schneider bewohnten hauptsächlich einen eigenen Ortsteil in der Lamekaut ( Lehmhohlstraße ).

Die Anzüge und Mäntel, die sie herstellten, wurden in Konfektionsgeschäften in Mainz und Frankfurt verkauft.

Nach dem Ende des II.Weltkrieges arbeiteten die Schornsheimer Schneider für Fabriken in anderen Städten des Rhein-Main-Gebietes,

bis etwa um 1956 die Umstellung in der Textilindustrie auf Bandarbeit sie überflüssig werden ließ.

 

Pulver

Weil die Schornsheimer viel mit Pulver geschossen hätten, wurden sie ( von den Gabsheimern ) die Pulver genannt.

 

Sülzebrieh

Nicht ganz einig ist man sich, warum man die Schornsheimer auch Sülzebrüh heißt.

Sülze ( Gallerte ), Aspik ( konzentrierter, erhaltener Fleischsaft ) wird von Kalbskopf und Kalbsfüßen oder Schweinekopf und

Schweinefüßen, die alle sehr viel Leimstoffe enthalten, hergestellt. Buchweizenmehl wird zum Dicken verwendet. Sülzebrühe ist

die erwärmte und dadurch flüssig gewordene Brühe hiervon (,,von Knochen die Brühe " ). Ursprünglich wurde sie als warmes Essen,

später als Ragout aufgetischt. Nach einer Version sei Sülzebrieh früher die Vorspeise zum Schornsheimer Kerbe-Essen gewesen

( mit Makkaroni ). Für Sülzebrüh (Absud vom Kalbs- Schweinekopf ) kann dies aber kaum zutreffen.

Wahrscheinlicher ist die andere Version, wonach es sich um das ,, Armeleute- Essen " der Schneider handelte, die vor allem in der

Notzeit um 1930 den Blättermagen vom Rind abgekocht und unter die Sülze gemacht hätten. Jedenfalls haben die Schornsheimer

von daher ihren Spitznamen.

 

Durch Gabsem ohne gefoppt, Durch Schornsem ohne geroppt, Durch Udenem ohne totgeschlae kann mer in Saalem von Glück sae.

Quelle: Blarrer Zappe Leddeköbb Ortsneckereien aus Rheinhessen

 

Früher hatten die meisten Einwohner in den Dörfern einen Spitznamen

woher diese Unsitte stammt ist nicht bekannt.

So hatten manche den Namen nach Wurstsorten, andere nach Suppen und wieder andere Tiernamen. Jedenfalls können Sie es

sich vorstellen wie peinlich es für Ortsfremde war, die dann diese Personen mit dem Ulknamen ansprachen, ohne es zu wissen.

Einigen wurden sogar eine Tracht Prügel angedroht.

 

 

 

 

 
 
 

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